Die Bürgermiliz Bad Peterstal e.V.

Die Entstehung und Gründung der Bürgermiliz Bad Peterstal ist wohl auf die unruhigen und schlechten Zeiten der vergangenen Jahrhunderte, in welche Zeit auch die Entstehung anderer Bürgerwehren und Milizen fällt, zurück zu führen. Die weit um sich greifende Verwilderung und Unsicherheit als Folgeerscheinung des Raubritterwesens machte sich auch in unserem Gebiet mit den zerstreut liegenden Gehöften in erschreckender Weise bemerkbar. Diese Verhältnisse verschlimmerten sich noch durch den Dreißigjährigen Krieg, in dem die kämpfenden Heere unsere Gegend schwer heimsuchten. Auch zur Zeit der französischen Revolution kamen zweifelhafte Elemente über die nahegelegene Grenze in unser waldreiches Gebiet, fanden Unterschlupf und verunsicherten das ganze Tal. So ist es zu verstehen, dass die Bürger, gezwungen waren zum Selbstschutz zu greifen in dem sie die Bürgermiliz gründeten um für Ruhe und Ordnung selbst zu sorgen.

Dass in den Kriegszeiten die Milizen aufgelöst wurden, ist selbstverständlich. In den Revolutionsjahren 1848/49 wurde auch die Bürgermiliz Bad Peterstal entwaffnet. Ein Auflösungsgebot wurde jedoch nicht verhängt, aber an ein Ausrücken war mangels Waffen nicht zu denken. Erst im Jahr 1860 wurde einem Gesuch an das Großherzogliche Bezirksamt in Oberkirch um Reaktivierung entsprochen. Die Genehmigung zum Wiederaufbau war darauf zurückzuführen, dass die Miliz zu den fünf Wehren gehörte, die wegen ihrer verfassungstreuen Haltung in den Revolutionsjahren bestehen bleiben durfte. Ihre Verfassungstreue bekam die Peterstaler Miliz auch dadurch gedankt, dass ihr der Großherzog Friedrich im Jahr 1861 eine Fahne verlieh auf der als Gründungsjahr 1796 angegeben war.

Diese Fahne wurde bis zum Jahr 1953 getragen. Bereits 1816 war von einer Begleitung der bewaffneten Mannschaft durch Pfeifer und Trommelschlägern die Rede. Im Jahre 1810 wurde bereits erwähnt, dass 19 Kirchenmusikanten von Petersthal, bei den seit 1759 dokumentierten Prozessionen teilgenommen haben. Seit 1870 begleitete das Musikkorps die Auftritte der Miliz regelmäßig bei Kirchenfesten. Die Bekleidung der Bürgermiliz besteht aus einer Trachtenuniform, die der Renchtalbauern des 17. Jahrhundert entspricht. Die Chronik der Bürgermiliz ist reich an festlichen Ereignissen. In das Jahr 1871 fiel der Besuch des Zaren Alexander II. von Russland. Der damalige Hauptmann Braun wurde bestimmt, die Zarin auf allen Wanderungen in der Umgebung zu begleiten. Im Jahr 1876 paradierte die Miliz vor dem damaligen Kurhaus Bad Petersta1, während des dortigen Aufenthalts Kaiser Wilhelm I. mit Gemahlin, des Kronprinzen Friedrich und der großherzoglichen Familie.

Anlässlich seines Besuches des Peter- und Paulsfestes am 03. Juli 1982 wurde Lothar Späth, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg zum Ehrenoffizier der Bürgermiliz Bad Peterstal ernannt. Im heutigen Volksmund werden die Milizsoldaten als "Hergottssoldaten" bezeichnet und umrahmen insbesondere die kirchlichen Feste. So nimmt die Bürgermiliz bestehend aus dem Spielmannszug mit 28 Mann, der Milizkapelle mit rund 45 Personen und den beiden Gewehrzügen einschl. Fahnenabordnung mit 50 Mann an den kirchlichen Prozessionen an Fronleichnam und an Peter- und Paul, dem Kirchenpatrozinium, teil. Zu Ehren von Gästen und Einwohnern wird alljährlich am dritten Wochenende im Juli der „Große Zapfenstreich“ aufgeführt. Am jeweiligen Sonntag nach dem Peter- und Paulstag -29.06. - feiert die Bürgermiliz seit dem Jahre 1973 das Peter- und Paulsfest als großes Heimatfest, das sich auf 2 Tage erstreckt. Der derzeitige Hauptmann und Kommandant ist Alois Huber. Der frühere Hauptmann und Kommandant Ludwig Müller wurde 2003 zum Ehrenkommandanten ernannt.

Musik - und Milizkapelle Bad Peterstal e.V.
Musik - und Milizkapelle Bad Peterstal e.V.
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